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Lyssa
Kutner
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Lieblingscharakter: Cameron
Wohnort: Happy Hameron Hausen :D

Kommentar: Copyright für den Titel liegt bei All-I-Need. :) Danke Isi! *hug*
So depri. ._______. Blöde Spoiler! T_______T House won't be home...
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Puzzle Pieces of a Life

Man würde sich später, in vielen Jahren, daran erinnern, dass sie auf die Welt kam ohne zu weinen. Sie blickte sich lediglich um und akzeptierte die Tatsache nie wieder die Wärme und Sicherheit im Inneren ihrer Mutter spüren zu können. Die Krankenschwestern fragten sich, ob dieser kleine Mensch wohl je eine Träne vergießen würde. Manche Dinge blieben jedoch besser unbeantwortet.

Ihr Vater betrachtete das Bündel, das der Arzt ihm in die Arme drückte mit Skepsis. Ein Mädchen. Schon wieder ein Mädchen. Er runzelte die Stirn und wäre das Kind bereits dazu in der Lage gewesen Gesichtsausdrücke zu deuten, hätte es vielleicht damals schon realisiert, dass es für sie ab diesem Zeitpunkt an unmöglich werden würde je seinen Anforderungen gerecht zu werden.

Für ihre Mutter war sie das Schönste ihrer Kinder. Mit den wachen hellen Augen und dem Pflaum blonder Haare wirkte sie bereits damals wie die personifizierte Perfektion. Zumindest insoweit so etwas überhaupt existierte.

Sie selbst wusste es damals vielleicht noch nicht, aber diese beiden Menschen würden sie einmal zu dem Menschen machen, der sie eigentlich nie hatte sein wollen.

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Sie war 5, als sie realisierte, dass sie ihr Leben damit verbringen wollte anderen Menschen zu helfen. Im Leben von uns allen existieren sie. Diese prägnanten Ereignisse, die wir einfach nicht mehr vergessen können und die wohl die wichtigsten Pfade in unserem Lebe ebneten.

Für sie war es Samuel Rosenberg.

Vermutlich waren es selten Menschen allein, die diese Dinge bewirkten, aber oft genug reichte eine Geste, eine Berührung und der Blick auf die Welt änderte sich. Ein Stück weit.

Sie hatte ihn nicht einmal gemocht. Bei Gott.

Er war der Junge, der Regenwürmer für einen Quarter aß und den Mädchen die Gesichter ableckte. Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass er sich an einem Sonntagmorgen im Januar das Bein brach und sie diejenige war, die ihn zitternd und weinend im Wald fand.

Wie sie ihn auf ihren Schlitten heben konnte wusste sie am Ende nicht mehr genau, doch sie erinnerte sich daran, wie sie ihn angeschrien hatte. Männer weinten nicht. Sie hatte ihren Vater noch nie weinen sehen und Sam sollte sich gefälligst ein Beispiel daran nehmen. Frustriert hatte sie ihm ihren Schal zugeworfen und ihn zurück in die Stadt gezogen, während er lautlos vor sich hin gewimmert hatte.

In jenem Moment war sie ein Held gewesen und es war auch das einzige Mal, in dem ihr Vater sie hochgehoben und ihr einen Kuss auf die Wange gepresst hatte.

Selbst zwanzig Jahre später würde sie sich noch nach jener Art von Stolz sehnen und die abgestumpfte Erkenntnis ihr nie wieder zu begegnen würde ein Loch in ihre Brust fressen. Langsam. Unaufhörlich. Auf ewig.

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Matthew Elias Cameron kam an einem Samstag zur Welt. Endlich ein Sohn! Allison betrachtete das kleine schreiende Bündel und fragte sich, was so besonders an ihm war, dass ihr Vater sich weigerte ihn aus der Hand zu geben. In ihren Augen war er nicht einmal ein besonders schönes Baby. Mit dem haarlosen Kopf und dem faltigen Gesicht erinnerte er sie eher an einen alten Mann. Für ihren Vater jedoch, schien er alles zu sein, was überhaupt zählte.

Es würde noch Jahre dauern, bis sie verstehen konnte, dass manche Dinge einfach keinen Sinn ergaben. Wie die Tatsache, dass Matt an jenem Tag alles wurde und ihre Schwestern und sie in einem dunklen Nebelschleier verschwanden.

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Sie war neun, als ihre Großmutter ihr zum Geburtstag Alice im Wunderland schenkte. Es war vermutlich nicht einmal etwas Besonderes. Im Gegenteil. Die ausgeblichenen Seiten machten es schrecklich schwer die Schrift zu lesen, aber für sie war es der größte Schatz der Welt.

Der rote Einband roch nach altem Holz und Lavendel und in ihrem Kopf hatte dieses Buch jahrelang in einer wunderschönen Holztruhe gelegen und darauf gewartet zu ihr zu gelangen. Wenn man es sich selbst erlaubte, so konnten Märchen von Zeit zu Zeit auch wahr werden.

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1 – Ein Schrei.

2 – Schnelle Schritte.

3 – Blaue Lippen.

Sie hatte versucht die Atemzüge zu zählen bis Matt krank wurde. In ihrem Kopf waren es fünf. In Wirklichkeit waren es sechs Jahre. Aber vielleicht hatte sie in dem Glashaus, in das sie sich selbst gesperrt hatte wirklich nur fünfmal geatmet.

Sie hielt die Hand ihrer schreienden Mutter, während der Arzt ihr mit ruhigen Worten zu erklären versuchte, was mit ihrem Sohn nicht stimmte. Ihr Vater, der in ihrem Leben sowieso immer nur eine Statistenrolle übernommen hatte war bereits vor einer kleinen Ewigkeit wie ein Geist im Nebel verschwunden. Am Ende hatte wohl nicht einmal sein kostbarer Sohn seinen Anforderungen gerecht werden können.

„Ich verstehe nicht, was Sie mir sagen wollen!“, presste ihre Mutter hervor und für Allison war ihr Gesicht so rot und angeschwollen wie bei der Geburt von Matty.

„Mommy, es ist okay… Der Doktor hat gesagt, dass Matty sehr krank ist…“

Kaitlyn Cameron presste ihre Lippen fest aufeinander und versuchte zu verstehen, was ihre jüngste Tochter ihr zu sagen versuchte, doch in ihrem Kopf herrschte Chaos.

Damals wusste sie es noch nicht, doch Allison sollte in jenem Jahr zwei Menschen, die ihr wichtig waren verlieren.

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Sie lernte schneller als ihre Mutter, was das Wort Leukämie wirklich bedeutete.

Sie war es, die ihn fütterte, wenn er den Kopf nicht mehr heben konnte und ihm das Erbrochene vom Gesicht wusch, wenn das Essen mal wieder nicht drin blieb.

Es geschah in den 14 Monaten in denen sie ihren Bruder pflegte, in denen sich die kleine unscheinbare Allison Cameron in eine Schönheit verwandelte. Zahnspange und Brille verschwanden und während sie zu einem anderen Menschen wurde bemerkte sie nicht, wie die Jungs in ihrer Klasse begannen sie mit anderen Augen zu sehen. Für sie existierten nur Matty und der Geist, der noch von ihrer Mutter übriggeblieben war.

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Sie fand es merkwürdig, dass bei seiner Beerdigung die Sonne schien und keine einzige Wolke am Himmel zu sehen war. Es war warm und die kratzige Strumpfhose trieb sie beinahe in den Wahnsinn, während sie geduldig ihre Mutter stützte und in die leblosen Gesichter ihrer Schwestern starrte. Da war dieses ulkige Gefühl in ihrem Bauch, das ihr sagte dass sie an jenem Tag nicht nur ihren Bruder verabschiedete, sondern auch ein Teil ihres Selbst.

Es hätte einfach nicht so passieren dürfen. Aber vielleicht war es ja besser so. Er hatte ihr schließlich einmal gesagt, dass er es bevorzugte zu sterben, als mit der Tatsache zu leben sich nicht einmal den Hintern abwischen zu können. Am Ende wurde ihm sein Wunsch gewährt.

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An jenem Abend klopfte Samuel Rosenberg an ihr Fenster. Er fragte sie mit einem schiefen Grinsen, ob sie ihn wieder anschreien würde. Sie zog es wirklich in Betracht, aber am Ende war er nicht mehr der Junge, der Regenwürmer aß und wenn sie etwas gebrauchen konnte, dann war es Ablenkung.

Sie war 15 und er war der erste Mann, den sie in ihr Bett führte.

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Auf der Uni brachte man ihr bei, wie man feiert, was Bodyshots sind und wie man das Leben vergisst. Für zwei Jahre lebte sie in einem schützenden Nebel der sie vor Dingen fern hielt, an die sie sich nicht erinnern wollte.

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Ihren Mann lernte sie in einer Vorlesung kennen. Tutor. Sieben Jahre älter als sie. Ein Lächeln, das ihr Herz zum Schmelzen brachte.

Dabei hatte sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal an so etwas wie Liebe auf den ersten Blick geglaubt. Es war ein ungemein befriedigendes Gefühl, dass es noch immer Dinge gab, die sie überraschen konnten.

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Die Hochzeit war schnell, einfach und vollkommen übereilt. Dennoch. Dieser Tag war mit Abstand der intensivste, den sie je erleben würde. Blumen. Küsse. Sex. Der Himmel auf Erden.

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Es ist Joe, der ihr sagte, dass ihr Mann krank war. Hatte sie bis zu diesem Zeitpunkt noch geglaubt, dass man einen anderen Menschen wirklich kennen konnte, so wurde sie in jenem Moment vom Gegenteil überzeugt.

Ihn während der Chemotherapie zu sehen war merkwürdig. Mit einer Nadel im Arm und geschlossenen Augen wirkte er eher wie eine der Schaufensterpuppen, vor denen sie als Kind immer Angst gehabt hatte. Seufzend schnappte sie sich einen Stuhl und setzte sich neben ihn, nur um erneut die Hand eines Sterbenden zu halten. Vielleicht war es das, was Gott für sie bereit hielt im Leben.

Später am Abend würde sie sich in ihrem Badezimmer einschließen und anfangen hysterisch zu lachen. Anders konnte man dieses Leben wohl kaum noch ertragen.

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Sie war eine gute Praktikantin. 48 Stunden Schichten waren genau das was sie brauchte, nachdem sie ihren Mann beerdigt hatte. Sie hatte begonnen in ihrem Leben alles zu gliedern, perfekt zu organisieren. Es machte es für sie einfacher sich zu bewegen, denn in jenen Tagen gab es nichts, was ihr keine Schmerzen bereitete.

Atmen.

Laufen.

Sprechen.

Sie hatte sich in einen Schatten verwandelt, der allmählich von der Welt verschwand.

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Ihre erste Begegnung mit Dr. Gregory House war keineswegs so, wie man es sich vorgestellt hätte. Sie traf ihn an einem regnerischen Tag in einem heruntergekommenen Diner in der Nähe des PPTH. Unter normalen Umständen hätte sie genau zu jenem Zeitpunkt ihr Vorstellungsgespräch mit dem Meister persönlich haben müssen. Doch die Welt hatte sich mal wieder gegen sie gestellt.

Ein verpasstes Taxi.

Ein Hund.

Ein Mann mit Regenschirm.

Nun sah sie aus, als hätte sie sich geprügelt und um den Stuhl, auf dem sie saß hatte sich mittlerweile eine kleine Pfütze gebildet. Sie lehnte über ihrem Kaffee, als sie spürte, wie irgendwas gegen ihr Bein stieß.

„Was?“, fragte sie trocken.

„Ich finde launische Frauen ja unglaublich sexy…“, antwortete der Mann grinsend.

„Graben Sie mich an? Hier?“

„Wir können auch rausgehen, aber es regnet…“

Er verzog das Gesicht und sie konnte nicht mehr an sich halten. An diesem Tag war einfach zu viel schief gegangen, als das sie es noch hätte ernst nehmen können. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht schob sie sich auf den Stuhl neben ihn und teilte ihr Omlett mit dem Mann, der nicht einmal 24 Stunden später ihr neuer Chef werden würde. Schicksal war schon eine ulkige Sache.

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Sie nahm es ihm nie übel, dass er ihr erstes Aufeinandertreffen freiwillig vergessen hatte. Es war vermutlich sowieso viel zu abstrakt um überhaupt echt zu sein. Aber am Ende hatten sie sich Beide dazu entschieden, dass ihre Beziehung genau so perfekt war. Abstrakt.

Die Jahre mit ihm waren genau das, was sie brauchte, um sich von ihrer ängstlichen Persönlichkeit zu lösen. Er veränderte sie und machte sie zu dem Menschen, der sie vermutlich die ganze Zeit über hätte sein müssen. Sie dankte ihm nie dafür, doch tief in ihrem Innersten hatte sie das Gefühl, dass er genau wusste, was sie dachte.

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Am Ende des großen Ganzen wird sie wissen, dass diese drei Jahre die besten ihres Lebens waren.

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Ihre Ehe mit Chase war eine Farce. Sie hielt genau drei Monate, sieben Tage und 22 Stunden. Am Ende hätte es wohl gar nicht erst so weit kommen dürfen. Sie waren zu verschieden. Oder vielleicht ähnelten sie sich auch einfach zu sehr. Was es auch war. Wenn sie sich etwas mehr Mühe gegeben hätten, wäre das Ende vielleicht nicht einmal so schlimm gewesen.

Sie gab nicht ihm die Schuld. Oder dem Diktator. Oder House. Wenn man wusste worauf man sich einließ, konnte man die Schuld einfach nicht bei anderen suchen.

Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt sich von irgendjemandem zu verabschieden. Sie hatte die Formalitäten bereits am Morgen mit Cuddy geklärt und sie darum gebeten den anderen nichts zu sagen. Dennoch. Er schien ja sowieso immer alles zu wissen.

„Was wollen Sie, House? Mir sagen, dass sie von Anfang an gewusst haben, dass meine Ehe scheitert?“

Sie lehnte an der Wand des Fahrstuhls und fuhr mit den Fingerspitzen die unebene Verkleidung entlang.

„Sie wollen gehen ohne sich zu verabschieden?“, fragte er ruhig und schlug mit seinem Stock einen einsamen Takt auf dem Kunststoffboden.

„Sie sind ja nicht unbedingt derjenige, der ein Freund von großen Verabschiedungszeremonien ist…“

Er seufzte und drückte den Notfallknopf des Fahrstuhls.

Es gab einen Ruck und sie waren umgeben von Dunkelheit.

Sie gab ihm auf jeden Fall Zusatzpunkte für seine Persistenz.

„Wohin gehen Sie jetzt?“

„Zurück nach Hause…“

Er nickte, aber es entging ihr nicht, dass er nicht fragt wo ihr Zuhause war. Es war für sie schon immer schwer gewesen mit ihm die richtigen Worte zu finden.

„Was wollen Sie?“ Erneut.

Er drückte erneut auf den Notfallschalter, nur um den Fahrstuhl wieder in Bewegung zu setzen und ohne ein weiteres Wort zu verschwinden.

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Es war 4 Uhr morgens, als es an ihrer Haustür klopfte. Niemand mit auch nur etwas Taktgefühl würde einen anderen Menschen um diese Uhrzeit stören. Aber Taktgefühl hatte er eh nie besessen.

Sein Körper fühlte sich fremd unter ihren Fingern an. Aber am Ende konnte sie sich nicht daran erinnern je eine befriedigendere Nacht erlebt zu haben. Das Gute daran war, dass er keine Fragen stellte. Da waren nur seine Hände, seine Lippen und das kribbelnde Gefühl zwischen ihren Beinen.

Dass sie gemeinsam wunderbar hätten sein können realisierte sie, als er ihr fest in die Schulterbiss und sie zehn perfekte Male auf seinem Rücken zurück ließ. In ihrem Kopf formten sich Worte, die sie ihm niemals sagen konnte. Aber im Moment reichte es, dass sie einfach da waren.

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Das Lustige war, dass sie am nächsten Morgen verschwunden war und ihn allein in ihrer Wohnung zurückgelassen hatte. Er brauchte keinen Doktortitel um zu realisieren, dass sie nicht zurück kommen würde. Wie lange er darüber nachgedacht hatte war schwer zu sagen, doch die Erkenntnis hatte ihn getroffen wie ein Schlag ins Gesicht. Vielleicht hätten sie zusammen sogar als Einheit funktionieren können.

Womöglich.

Eventuell.

Scheiße.

The End.
Zuletzt geändert von Lyssa am Mi 17. Nov 2010, 22:15, insgesamt 1-mal geändert.
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