[Snugata]

Die Blüten des Kirschbaumes hatten ihre volle Pracht entfaltet. Die Natur war nach einem langen harten Winter erneut zum Leben erwacht.
James Wilson, Sohn des Fürsten von Clouchester, ritt an der Spitze einer Gesandschaft, die sein Vater entsand hatte.
Kurz hinter ihm, ritt sein erster Verstrauter und Freund, Jeffrey, der krampfhaft versuchte im sattel zu bleiben. Jeffrey war kein ausgezeichnete Reiter und das brachte ihn hin und wieder das Gespött des Hofes ein.
"Am bestern wir geben Dir das nächste Mal einen Esel", bemerkte James, grinste seinen Freund an und deutete dann mit einem leichten Nicken nach vorn.
Unweit war schon ihr Ziel zu sehen.

[Snugata]

James Wilson zügelte seinen Rappen, sprang von ihm herunter und warf dem Stallburschen, der eilig auf ihn zugelaufen kam, die Zügel zu.
"Sattelt ihn ab und reibt ihn trocken." Er blickte sich um, musste erneut grinsen, als er sah, wie Jeffrey von seinem Pferd herunter glitt.
"Ich werde wieder blaue Flecken haben", murmelte dieser, nahm dann Haltung an, als er den Blick seines Herrn auf sich ruhen spürte. Er sah das amüsierte Funkeln in den Augen von James, eilte dann an dessen Seite. "Die scheinen gut betucht zu sein. Bin gespannt, wie die holde Maid aussieht."
"Ich auch", stimmte Wilson ihm zu, ließ seinen Blick über die Burg schweifen. "Etwas zu protzig für meinen Geschmack. Kein Wunder, dass sein Volk hungert. Die müssen ja den Reichtum erwirtschaften." Mit langsamen Schritten ging er auf die große gusseiserne Tür zu.

[Snugata]

Überrascht hob James seine Augenbrauen, als er den Gang zum Ballsaal entlang schritt. Prunk und Protz wechselten sich ab.
"Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir unpassend gekleidet sind", flüsterte er seinem Freund zu.
"Ja das befürchte ich auch." Jeffrey drehte sich kurz um, warf einen Blick auf die Gefolgsleute und seufzte leise auf. "Wir hätten unsere Kleidung beim Kaufmann von Venedig kaufen sollen."
Erheitert lachte James auf, als er die Worte vernahm, fasste Jeffrey kurz am Arm. "Wir machen unsere schäbige Kleidung mit Charme und Eleganz wett." Langsam machte sich eine gewisse Aufregung in seinem Inneren breit. Wie sah die Braut aus? Wie der Bräutigam? Würden sie gut miteinander harmonieren?

[Snugata]

Der Zeremonienmeister klopfte mit seinem Stab zweimal kurz auf den Boden.
"Der Füst James Wilson...", intonierte er laut, verbeugte sich dann tief.
James und seine Gefolgschaft betraten den Saal, verbeugten sich vor dem König.
"Mein König...Prinz..." Er machte erneut einen höflichen Knicks, versuchte nicht zu lachen. Der Prinz sah lächerlich aus. Zum totlachen. Er hatte eine Hackennase. Wie der Schnabel eines Geiers. James richtete sich wieder auf und ihm fiel auf, dass die Hauptperson fehlte. Wo war die Prinzessin?

[Snugata]

Da! James sah, wie die Prinzessin heimlich und vorsichtig zum Buffet ging, sich etwas schnappte und dann eilig wieder den Saal verließ. Seltsames Gebaren. Aber was solls. Ihn sollte es nicht kümmern.
Er ging zu einer kleinen Gruppe, nachdem er vom König mit einem Nicken entlassen wurde, und unterhielt sich angenehm. Essen fassen. Gute Miene machen und morgen dann wieder verschwinden. Das war ein Klacks.

[Snugata]

"Und James? Auch auf Brautschau?", wurde er angesprochen.
James verzog leicht das Gesicht, machte eine Schau - Dich - Doch - Mal - Um - Geste. "Bei den Hühnern hier? Ich bitte Dich David. Ich renn doch nicht in mein Unglück."
Ein heiteres Lachen erklang. "Stimmt. Du willst ja als Junggeselle sterben."
"Genau David. Du hast es erfasst." Er griff nach einem Weinglas, dass ein Page auf einem Tablett vorbei trug. Ein kurzes Schluck. "Oh...Der hat es in sich. Wie mir scheint, scheut der König keine Kosten", bemerkte er. Und damit hatte er recht. Der Wein war aus Burgund. Rot. Schwer. Er würde einen Kopf haben, wenn er mehr als ein Glas trank.
"Sagt mal...Die Prinzessin...So ganz geheuer ist sie nicht, oder?", fragte er in die Runde.

[Snugata]

David und James wechselten einen bedeutungsvollen Blick, prusteten dann leise los.
Erneut schlich sich die Prinzessin in den Saal, stahl wieder etwas vom Essen und war auch, wie zuvor, aus dem Saal verschwunden.
"Gütig und liebreizend...", widerholte James, reichte das Weinglas seinem Freund Jeffrey und entfernte sich.

Aus sicherer Entfernung beobachtete er die Prinzessin und die Kinder. Die Kinder hatten zerissene Kleider an, waren schmuzig und sahen verhärmt aus. Armenkinder. Er verzog leicht das Gesicht. Auswirkung der Politik ihres Vaters. Sollte er zu ihr gehen?

[Snugata]

"Schottland?", widerholte James irritiert. "Was will sie in Schottland?" Nachdenklich runzelte er die Stirn. Was hatte sie noch gesagt? Sie hatte es ihrer Mutter versprochen? Und sie wollte den Kindern helfen? Ob das gut ging? Und wie sollte sie nach Schottlang gelangen? Wohl nicht mit ihm?
Er sah, wie sich der Hund der Prinzessin erhob, schnupperte und dann langsam auf ihn zu kam.
"Nein!", zischte er. "Bleib wo du bist..." Er machte einen vorsichtigen Schritt nach hinten, hoffte, dass er noch nicht bemerkt worden war.

[Snugata]

"Sehe ich wie ein Schwätzer aus?", fragte er ärgerlich zurück. Was dachte sie von ihm? Das er gleich zu seinem Vater rennen würde und es ihm petzten würde? Diese Person war unglaublich. Sein Vorurteil gegenüber der Prinzessin vertiefte sich. Er konnte sie nicht leiden. Trotz der Großzügigkeit den Kindern gegenüber, mochte er sie nicht.
"Mich gehen Eure Angelegenheiten nichts an. Entschuldigt mich..." Er nickte kurz Lisa zu, drehte sich um und schritt davon.

[Snugata]

James beobachtete die ganze Zeremonie mit wenig Interesse. Im Grunde war er nur hier, weil die Häuser ihrer Väter freundlich gesinnt waren. Eigentlich hätte er was besseres vor gehabt, als hier zu sein. Derzeit fand eine Pferdeauktion unweit seines Heimes statt. Er hatte vor gehabt, nach neuem Blut Ausschau zu halten. Er wollte seine Pferdezucht durch ein paar neue Stuten und Hengste ergänzen.
"Was ist los?", wurde er leise von Jeffrey gefragt. "Du siehst aus, als hättest Du eine Zitrone verschluckt."
"Ach sei doch still", zischte er zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und sah missmutig drein.
"Oh...Schlechte Laune. Da dann..."
Jeffrey ließ seinen Herrn in Ruhe, verfolgte die Zeremonie gespannt. Ihm entging nicht, dass die Prinzessin kurz vor dem Weinen war. Wie es schien, ging es ihr gegen den Strich, diesen Prinzen zu heiraten.
"Sie mag ihn nicht. Sie ist unglücklich."
James drehte den Kopf, warf seinen Freund einen tödlichen Blick zu. "Dann soll sie doch Nein sagen."

[Snugata]

Amüsiert beobachtete James die ganze Szene.
"Wow! Sie hat ja Feuer. Hätte nie gedacht, dass sie so stürmisch ist", bemerkte er, wurde dann ernst, als er den Aufruhr sah. "Wie mir scheint, ist der Tag gelaufen. Wir hätten zu Hause bleiben sollen."
"Und das hier verpassen?", fragte Jeffrey. "Gib es zu...Du findest das belustigend, was hier passiert."
"Oh ja! Zuzusehen, wie einem in die Eier getreten wird, ist sehr unterhaltsam." James machte eine leichte Bewegung mit dem Kopf, ging auf die Tür zu. Sie würden in aller Frühe nach Hause reiten. Je eher umso besser. James und seine Leute verließen das Schauspiel.

[Snugata]

"So? Noch vor wenigen Stunden haben Sie mir unterstellt, dass ich sie verpetzte. Und nun soll ich Ihnen helfen nach Schottland zu gelangen." Er kam langsam auf sie zu, blieb nur wenige Zentimeter vor ihr stehen. "Sie werden mich und meinen Vater köpfen, wenn wir erwischt werden. Gar nicht auszudenken, was mit meinen Untertanen passiert..." Nachdenklich ließ er seinen Blick über sie schweifen. "Und wie stellen Sie sich Ihre Flucht vor? Soll ich sie in einem Jutesack verstecken?"