[Remy Hadley]

Ungläubig blickte sie Kutner an. "Was wollen wir denn in New York? Außerdem wirst du erst morgen entlassen und ich übrigens auch." In ihren Augen waren Fragen über Fragen zu lesen und möglicherweise auch eine Spur von Angst.
"Hast du bzw. deine Adoptivmutter die Urlaubspläne noch einmal geändert, oder woher kommt der plötzliche Trip nach New York? Wann wollen wir denn überhaupt dorthin fahren?" Die Fragen sprudelten nur so aus ihr heraus und ließen Kutner schmunzeln.

Inzwischen war Remy von ihrem Stuhl aufgestanden und wieder an Kutners Bett getreten.

[Apollo]

Kutner blickte Remy vergnügt an und meinte dann mit einem beruhigenden Lächeln, um ihre Fragenflut ein zu dämmen.

„Ruhig Blut, du junges Fohlen. Die ganze Aktion ist auf dem Mist meiner Adoptivmutter gewachsen, die den Urlaub organisiert. Bevor wir auf die Seychellen fliegen, will sie, dass wir noch mal gründlich durchgecheckt werden und die entsprechenden Impfungen für die Seychellen bekommen. Deswegen hat sie mit Dr. Cuddy die Vereinbarung getroffen, dass wir heute von diesem Krankenhaus ins Mount Sinai Hospital, eines der besten Krankenhäuser in den Vereinigten Staaten, verlegt werden, um dort wie gesagt noch mal gründlich durchgecheckt zu werden und die entsprechenden Impfungen für die Seychellen bekommen.“

[Remy Hadley]

Nach ihrem Redeschwall, der übrigens überhaupt nicht typisch für sie war, atmete sie erst einmal tief aus und ließ sich auf Kutners Bett fallen.
"Das ist wirklich sehr nett von deiner Adoptivmutter. Sie kümmert sich viel um dich, oder?" Remy hatte nicht wirklich eine Antwort erwartet und sprach sogleich weiter. "Wie kommen wir den rüber nach Big Apple?" Müde schloss sie die Augen und lauschte kurz dem Regen, der von außen an die Scheibe trommelte, bevor Kutner ihr eine Antwort gab.
Ihr erschienen die wenigen Herzschläge wie eine kleine Ewigkeit und sie genoss den stillen Moment, den sich Kutner beinahe nicht zu zerstören getraute.

[Apollo]

„Jep, MJ kümmert sich viel um mich. Aber auch um viele andere. Sie hält sich da den Stiftungszweck der Familienstiftung: Nämlich ‚Wohl der Menschheit auf der ganzen Welt‘ zu fördern.“

Beantwortete Kutner Remys Frage, nachdem sie sich auf sein Bett hatte fallen lassen und wieder einmal ungewohnte Nähe demonstrierte. Dann beantwortete er nach einiger Zeit des Schweigens ihre zweite Frage.

„Na ja, der Verkehr in New York City kann mörderisch sein. Da ist schon gut wenn man diesem über den Wolken entfliehen kann.“

[Remy Hadley]

"Ja." Dies war alles, was sie sagte.

Völlig unvermittelt ging die Türe auf und Cuddy kam herein, um den beiden noch alles Gute zu wünschen und ihnen einen erholsamen Urlaub zu wünschen. Dann war sie auch schon wieder weg.

"Gut, denn werde ich mal packen gehen. Kommen wir noch einmal hierher zurück, bevor wir zu den Seychellen fliegen? Schließlich müssten wir ja sonst noch einmal nach Hause und unser komplettes Gepäck schon mitnehmen." Nachdem Kutner ihr die Frage beantwortet hatte, wandte sie sich zum Gehen, um alle Vorbereitungen zu treffen.

In der Tür hielt sich noch einmal inne und kehrte um. Kutner sah sie verständnislos an. Mit langsamen Schritten trat sie auf sein Bett zu. Ihre Augen zeigten Angst. "Ich... muss dir noch etwas sagen."

[Apollo]

Cuddy kam unvermittelt rein, wünschte Ihnen einen schönen Urlaub und war schon wieder weg, bevor Kutner etwas sagen konnte. Er war verwundert über Cuddys Blitzbesuch, führte dass aber auf Termindruck bei Cuddy zurück.

„Nein. Von hier geht es direkt nach New York, von wo wir über Paris, wo wir einen Sightseeing Stopp einlegen werden, zu den Seychellen fliegen werden. Allerdings fahren wir noch bei dir und mir wegen Kofferpacken und sonstiger Angelegenheiten wie Briefaufbewahrung in unserer Abwesenheit vorbei. Und falls du noch kleidungsmäßig was fällt, können wir noch auf der Madison Avenue shoppen gehen, welche zwischen 58th und 72nd Street auch Ladies Mile genannt wird.“

Nachdem er Remy ihre Frage beantwortet hatte, machte sie Anstalten das Zimmer zu verlassen, kehrte jedoch zu ihm zurück. Angesichts ihres kurzfristigen Wechsels im Verhalten blickte Kutner Remy verwirrt an. Als er ihre Angst ihn den Augen bemerkte, sagte er leise und beruhigend.

„Du brauchst vor mir keine Angst haben. Ich höre dir zu und habe keine Absicht dir in irgendeiner Weise zu schädigen. Du kannst mir vertrauen. Also, was liegt dir auf dem Herzen, Remy?“

[Remy Hadley]

"Dann müssen wir also sofort aufbrechen, wenn wir heute noch fliegen wollen und auch unsere gesamten Sachen noch packen müssen." Sie ließ einen leisen Seufzer hören, der ziemlich gestresst klang.

Als sie sich im Gehen noch einmal Kutner zuwandt, weil sie der Meinung war, noch einmal mit ihm sprechen zu müssen, überlegte sie es sich doch noch anders.
"Nicht. Es ist nicht so wichtig. Ich mach mich dann mal auf zu meinem Zimmer und packe meine Sachen ein, damit wir dann bald los können. Ich hol dich nachher hier ab."
Dann war sie verschwunden.

[Apollo]

„Nein. Wir müssen nicht sofort aufbrechen, sondern werden das alles in Ruhe angehen. Jetzt sehen wir erst mal zu, dass wir in Ruhe hier auschecken und dann fahren wir bei deiner und meiner Wohnung vorbei wegen Reiseklamotten und so. Danach fliegen wir dann nach New York CIty. Allerdings nicht einem öffentlichen Flieger, der Terminstress mit seinem festen Abflugplan bedeuten würde, sondern privat, so dass wir uns keinen Zeitdruck machen brauchen.“

Erwiderte Kutner und sah dann nur noch Remy nach, die es sich mit dem Anvertrauen anders überlegt hatte und bereits das Zimmer verlassen hatte. Verwundert sah er ihr nach, als kurz darauf sein behandelnder Arzt reinkam und ihm in Cuddys Auftrag die medizinischen Details des Falltransfers vom PPTH zum Mount Sinai Hospital besprach.

[Remy Hadley]

Als sie auf ihrem Zimmer angekommen war, räumte sie zunächst nur das Nötigste zusammen und packte ihre wenigen Kleidungsstücke und ihre Waschsachen in eine Tasche. Als sie gerade gehen wollte, kam eine Schwester herein, die das Frühstücksgeschirr holen wollte. "Sie haben kaum etwas gegessen. Geht es Ihnen nicht gut?" Remy strich sich die Haare aus der Stirn und nahm die Tasche wieder in die Hand. "Nein, alles bestens, danke." Dann ging sie.

Als sie in Kutners Zimmer ankam, ließ sie die Tasche neben der Tür fallen und setzte sich wieder auf den Stuhl. "Wer hat eigentlich die ganze Sache mit dem Privatflieger organisiert?"

[Apollo]

Nachdem sein behandelnder Arzt ihm alle notwendigen Details mitgeteilt bzw. die für die Verlegung notwendigen Dokumenten in einer Dokumentenmappe dagelassen hatte, hatte Kutner die Mappe auf den Tisch gelegt, sich in sein Bett zurück gelehnt und ein wenig geschlummert. Aus diesem Schlummer erwachte er, als Remy ihre Frage stellte und er sie auf dem Stuhl neben sich erblickte.

„Die Sache läuft über ein echtes Organisationstalent. Dieses Organisationstalent ist …“

Kutner konnte den Satz nicht zu Ende führen, da dies jemand anders machte, der still und leise in Zimmer geglitten war und ans Bett heran getreten war.

„…meine Wenigkeit.“

Beendete eine schlanke Frau Ende Vierzig, deren dunkles, glänzendes Haar ihr fast bis auf die Schultern fiel, den Satz. Sie hatte eine ausgezeichnete Figur, lange, wohlgeformte Beine und ein gutgeschnittenes Gesicht mit ausgeprägten Kinn und hohen Wagenknochen, die von einem starken Charakter zeugten. Ihre intelligenten graublauen Augen blickten Remy freundlich an, während auf ihren Lippen ein einnehmendes Lächeln lag.

„Da Lawrence es nicht für nötig hält mich vorzustellen, mache ich dass nach dem Motto ‚Selbst ist die Frau‘ mal selber. Mein Name ist Maria Johanna Rockefeller. Allerdings bevorzuge ich die Kurzform meiner Vornamen, so dass der mehr gebräuchliche und akzeptierte Name Mary Jane Rockefeller ist.“

Antworte MJ mit ihrer warmen, freundlichen Stimme, um dann mit folgenden Worten ihrem Ruf als charmanter und humorvoller Eisbrecher gerecht werden.

„Lassen Sie sich bloß nicht von meinem Adoptivsohn hinters Licht führen. Ich und Organisationstalent: Das stimmt so nicht. Eigentlich weiß ich nur ganz gut, welche Knöpfe ich bei anderen Menschen, insbesondere bei Männern, drücken muss. Da macht sich das jahrelange Nachsitzen im Medienzentrum für Kompetenzerweiterung und Gehirnwäsche bezahlt. Wie gesagt, lassen Sie sich bloß nicht von Lawrence hinters Licht führen. Aber da sie eine aufgeweckte Ärztin sind, brauche ich Ihnen das ja nicht zu sagen.“

[Remy Hadley]

Auch Remy hatte Kutners Adoptivmutter nicht kommen gehört und lächelte sie nun, nach einem kurzen Seitenblick auf Kutner, freundlich an. Dann stand sie auf und streckte ihr die Hand entgegen. "Es freut mich sehr, dass ich Sie nun einmal kennenlerne. Lawrence hat nur in den höchsten Tönen von Ihnen gesprochen." Es war das erste Mal, dass Remy ihn beim Vornamen nannte. Seine Reaktion sah sie jedoch nicht, da sie sich voll und ganz auf seine nette Adoptivmutter konzentrierte, die sich mittlerweile an dem kleinen Tisch niedergesetzt hatte und ihren Adoptivsohn und Remy abwechselnd musterte.

Immer wieder musste Remy ihr in die durchdringenden Augen blicken, die etwas Strenges, aber auch etwas sehr Warmes in sich trugen. Sie war ihr vom ersten Augenblick an sympatisch und Remy merkte, dass Kutner in keinster Weise übertrieben hatte.

Inzwischen hatte Remy die Mappe mit den Unterlagen entdeckt und begann darin zu blättern. "Wie ich diesen Schriftkram liebe." Sie murmelte mehr vor sich hin und blätterte weiter durch den Zettelstapel.

[Apollo]

Kutner war von MJs Besuch überrascht. Noch mehr überraschte ihn allerdings, dass Remy ihm beim Vornamen nannte. Er nahm lächelnd zur Kenntnis, wie seine Adoptivmutter Remys Hand ergriff und mit sanften, aber bestimmten Druck selbige drückte und diese dann wieder los ließ.

„Die Freude ist ganz meinerseits. Lawrence kann ziemlich verschwiegen sein, was seine Arbeit betrifft. Aber aus den wenigen Worten, die er über Sie geäußert hat, habe ich den Schluss gezogen, dass Sie eine gute Seele von Mensch sind. Ein Eindruck, der sich gerade positiv bewahrheitet.“

Meinte MJ und setzte sich dann an den Tisch, um Kutner kurz anzulächeln. Er erwiderte das Lächeln und fragte, dann seine Mutter, was sie hier mache.

„Dafür sorgen, dass Dr. Hadley und Du noch mal gründlich untersucht werden, bevor ich euch bestens präpariert in den Flieger richtig Seychellen setze.“

Nach mehreren Blicken zwischen Remy und Kutner antwortete sie ihm dies und sagte dann ohne langes Rumlamentieren in Richtung Remy.

„OK. Dann lege ich mal die Bedingungen auf den Tisch. Sie und mein Sohn haben in letzter Zeit eine schwere Zeit durchgemacht und sind mehr als urlaubsreif. Für den von Dr. Cuddy verordneten Erholungsurlaub komme ich auf. Dass heißt, dass ich sämtliche Kosten wie Flug, Kost und Unterkunft übernehme. Im Gegenzug erwarte ich dafür, dass Sie sich gründlich untersuchen lassen, den Anweisungen der Ärzte im Mount Sinai Folge leisten werden und im Urlaub die Anweisungen meines Sohnes als ihrem ärztlichen Beistand befolgen werden. Habe Sie das verstanden, Dr. Hadley?“

Ihre Stimme war dabei fordernd, aber verbindlich im Tonfall; ihre Blick eine Mischung aus wohlmeinender Bestimmtheit und ehrlicher Anteilnahme.