[Reginald Jeeves]

"Du konntest auch schon mal besser lügen", stellte House mit einem halben Grinsen fest. Er hatte die Worte gesagt ehe er sie überhaupt für Erwähnenswert erachtet hatte. Natürlich hatte er sich so verraten, aber warum auch nicht? Wilson wusste sowieso das nur einer für so eine Tat in Frage kam. Warum er aber so offensichtlich log würde interessant sein herauszufinden. Er dementierte es also immer noch und auch sonst hatte er keine Reaktion nach außen dringen lassen - abgesehen von dem Alkoholkonsum.

House beugte sich vor, nahm seinen Stock und ließ ihn in seiner rechten Hand zwischen den Fingern routieren. Ihm kam ein Gedanke. "Gut gekotzt heute morgen? So siehst du nämlich aus. Wenn das deine Art eine Diät zu machen sein soll gibt es bestimmt andere Mittel und Wege die schlanken Körperformen von Supermodels zu erlangen. Ausserdem schadet Alkohol deinem Teint", der Stock wanderte von einer Hand in die andere und routierte dort weiter. "Ich würde mal darauf tippen, dass dein vermehrter Alkoholkonsum etwas mit dem zu tun hat was in letzter Zeit schief läuft in deinem Leben und du so versuchst der Wirklichkeit zu entfliehen." House hielt den Stock an und schob sich den Griff unter das Kinn, wie immer wenn er nachdachte. Jetzt betrachtete er Wilson eindringlich.

[Snugata]

Langsam lehnte er sich zurück, legte die Hände in den Schoss.
"Kein schlechter Versuch, House", sagte er in einem neutralen Tonfall. Ihm war schon klar, dass er seinen Freund nicht belügen konnte. Dazu kannten sie sich zu gut. "Ich fand die Option Alkohol nicht schlecht." Jetzt war er gespannt.

[Reginald Jeeves]

"Du säufst dir nicht ohne Grund wichtige Teile deines Gehirns weg.", House ließ sein Kinn auf dem Stock während des Sprechens auf und ab gleiten, er fixierte Wilson dabei aber aufmerksam. "Normalerweise sagst du mir gleich was Sache ist wenn ich dir auf die Schliche gekommen bin. Wieso machst du so ein Geheimnis darum?", ein Grinsen stahl sich auf Houses Gesicht und wuchs zu einem dreckigen heran. "Oder ist es dir vielleicht peinlich? Du musst doch bei mir nicht verklemmt sein."

[Housekatze]

Irgendwo knallte eine Türe und es waren Stimmen zu hören. Mit einem Satz fuhr Lucas aus der unbequemen Haltung nach oben und sah mit noch verschlafenen Augen auf seine Armanduhr. 11:06 Uhr. Er seufzte unwillkürlich und streckte seinen Rücken durch. Hatte er es also mal wieder geschafft, eine Nacht auf seinem Schreibtischstuhl im Büro zu verbringen. Immer noch gähnend stand er schleißlich auf und machte sich auf den Weg in Richtung Kaffeemaschine, die sich praktischerweise in der anderen Ecke des Zimmers befand. Milch hatte der PI zwar keine mehr, aber zum ersten Wachwerden war das hier genug.

Mit seiner blauen Tasse in der Hand ging er wieder zurück zu seinen Unterlagen, um noch einmal kurz zu überfliegen, was er gestern bis spät in den Abend hinein noch herausgefunden hatte: "James Wilson - Doktor - Princeton Plainsboro Teaching Hospital - Onkologe", stand auf dem Zettel. Und daneben sowohl die Telefonnummer als auch die Anschrift des Krankenhauses. Wieder einmal stellte sich Lucas die - nicht ganz ernst gemeinte -Frage, wie es die Menschheit nur so lange geschafft hatte, ohne Internet und das damit verbundene googlen zu überleben.

Nach kurzem Überlegen und einigen Schlucken seines Kaffees entschloss er sich dann, dem Krankenhaus einen unangemeldeten Besuch abzustatten. Ein Anruf würde nur dazu führen, dass gewisse Menschen genauer aufpassten, was sie ihm erzählten. Aber genau auf die Mitteilungsbedürftigkeit seiner Umgebung war Lucas hier - und auch sonst bei seinem Beruf - angewiesen. Ein einem kurzen Besuch im Badezimmer - glücklicherweise hatte er seine wichtigese Badutensilien auch im Büro stets griffbereit - machte sich Lucas Douglas auf in das Princeton Plainsboto Teaching Hospital.

Mit einer Nussschnecke in der einen und einer frischen Tasse Kaffee in der anderen Hand betrat er dann auch etwa 30 Minuten später das Gebäude und blickte sich zunächst einmal etwas unsicher um. Die Betriebsamkeit und die Hektik der Ärzte und Schwestern machten ihn zunächst ganz nervös. Deshalb entschloss er sich schon nach wenigen Minuten dazu, sich ersteinmal in die Cafeteria des PPTH zu setzen, um zu beobachten und um vielleicht das eine oder andere aufschlussreiche Gespräch führen zu können.

[Snugata]

Konfrontation! Jetzt!
"Mir ist nichts mehr peinlich. Ich habe durch dich gelernt, dass man besser fährt, wenn man allen Dingen ausfeschlossen gegenüber steht." Oh mann! Wie bescheuert war das denn? Er und allen Dingen offen gegenüber stehend! Er musste innerlich lachen.
Langsam beugte er sich wieder vor, legte seine Hände auf die Tischplatte.
"Ich spiele mit dem Gedanken, eine Anzeige zu machen. Wegen Hausfriedensbruch."

[Reginald Jeeves]

"Du stehst Sachen offen gegenüber? Das wäre ja mal was ganz Neues." House grinste süffisant und lehnte sich auf der Couch zurück, betrachtete sein Gegenüber. "Mr. Konservativ persönlich ist natürlich nicht verklemmt. Wie käme denn jemand dazu so etwas zu behaupten?" Den Einwurf mit dem Hausfriedensbruch ignorierte er komplett. Er wusste das es nur eine leere Drohung von Wilson war. Das einzige was damit erreicht werden sollte war, dass er zugeben sollte, dass er gestern in seiner Wohnung gewesen war. Doch eher würde House die Vicodindosis reduzieren als etwas zuzugeben... apropo... House griff in die Innentasche seines Jarketts und zog seine orangefarbene Dose hervor. Während er eine auf seine Hand rollen ließ schoss ihm durch den Sinn, dass sie sich bereits so gut kannten, dass sie eine solche Disskusion auf einer Ebene führten die man als "Zwischen-den-Zeilen" nennen konnte.

House lehnte sich zurück und ließ die Vicodin seinen Hals entlang in den Magen wandern, er schloss für einen Moment die Augen. "Du bist nicht wie ich, du fragst nicht nach dem Warum sondern nimmst alles hin und steckst es dafür in deine kleinen Kategorien.", er öffnete die Augen und hob den Kopf. "Manchmal frage ich mich in welcher Kategorie du mich eingeteilt hast."

[Snugata]

"In die 'Man kann nicht mit, aber man kann auch nicht ohne' Kategorie", antwortete Wilson ruhig. Ihm war schon klar, dass das hier freundschaftliches Geplänkel war. Sie konnten offen miteinander reden. Krumm nahmen sie sich nichts. Und lange sauer auf den jeweils Anderen sein, konnten sie schon gar nicht.
"Wir wissen beide, was gestern gelaufen ist." Er senkte kurz den Kopf, nagte nachdenklich an der Unterlippe. Nach einem kurzen Moment hob er den Kopf wieder. "Ich war überrascht, überrumpelt und wütend. Vielleicht auch ein klein wenig ertappt." Wilson unterbrach sich, blickte kurz ins Leere. "Und ich war überfordert..." Er fokusierte seinen Blick auf House.

[Reginald Jeeves]

Der letzte nachgeschobene Halbsatz von Wilson ließ House noch mehr aufhorchen als alles andere. Wahrlich interessiert begab er sich in eine aufrecht sitzende Position und rutschte an den Rand der Couch, starrte ihn an. Da war mehr hinter diesen Worten als er jemals auf seinen kleinen popeligen Anamnesezettel kriegen würde. Ein kleines Lächeln stahl sich in seinen Mundwinkel, er wusste nicht mal genau warum. Eilig glitten seine Augen durch den Raum, suchten sich etwas anderes zum Betrachten, blieben schließlich ausgerechnet an dem Plüschteddybären hängen, der mit dem Arztkittel. Wilson sollte nicht mitkriegen das diese Offenheit bereits schon ein Ergebnis war, ein kleines positives Ergebnis mit einem bitteren Nachgeschmack, den man aber mit entsprechenden Hausmitteln versüßen konnte.

"Nur weil man etwas nicht kennt heisst das noch lange nicht dass es etwas schlechtes sein muss." meinte House scheinbar unzusammenhängend. Unvermittelt biss er die Zähne aufeinander und erhob sich. Er spürte, dass er sich hatte hinreissen lassen, das er bereits zuviel gesagt hatte. Er drehte sich der Tür entgegen. "Vergiss was ich gesagt habe.", murmelte er und humpelte auf die Tür zu. Er verfluchte sich schon soviel preisgegeben zu haben, von irgend etwas hatte er sich hinreissen lassen, nur von was? Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Wenn das so weiterging musste er von sich selbst auch gleich noch einen Anamnesezettel anlegen... soweit kam das noch.

[Snugata]

Wie war das jetzt? Perplex schaute Wilson dem Diagnostiker nach. Was man nicht kennt, muss zwangsläufig nicht schlecht sein? Hatte das House gerade gesagt? Dieser miesepetrige Kerl, der jeden vor den Kopf stieß?
Zeigte dieser Mensch etwa etwas Gefühl? Wilsons Kopf brummte, ob dieser Feststellung. Er stand auf, ging zur Balkontür und schloss die Jalousine. Mit dem Sichtfenster zum gang machte er das gleiche. Zurück am Schreibtisch, öffnete er eine Schublade, holte eine Schachtel Aspirin hervor und schluckte eine Tablette. Danach streckte er sich auf der Couch aus, schloss die Augen und versuchte nicht an House und das Offensichtliche zu denken.

[Reginald Jeeves]

[Mittag]

Die Kantine war gut besucht, klar es war ja auch bereits nach 12 Uhr. Eine lange Schlange, die sich aus hungrigen Ärzten, Schwestern und sonstigem Personal zusammensetzte, hatte sich vor der Theke gebildet und warteten schwatzend, schweigend oder gelangweilt in die Gegend starrend darauf endlich an der Reihe zu sein.

House humpelte an der Schlange vorbei, wobei er aus den Augenwinkeln registrierte, dass er mit misstrauischen Blicken taxiert wurde. Die in der Reihe Stehenden wussten was er vor hatte und House machte keinerlei Anstalten es zu verbergen. Noch sagte keiner was, aber er hatte sich ja auch noch nicht für den richtigen Platz entschieden.

Während er kurz innehielt und sich umsah entdeckte er auch schon den idealen Platz für sich in der Reihe. Ohne zu zögern trat er näher heran, hob den Stock und drückte ihm einem verblüfften jungen Mann mit kratergroßen Pickeln im Gesicht in die Magenkuhle. "Wenn ich Bitten darf", sagte House gespielt höflich und schob den perplexen Jüngling ein Stück beiseite. Das nun einsetzende Protest vom Rest der Schlange ignorierte House beflissentlich, doch als der Junge ansetzte etwas zu sagen, fuhr House ihm über den Mund. "Ich bin behindert! Willst du etwa einem Behinderten den Platz streitig machen?"

Der Mund des jungen Mannes klappte ungenutzt wieder zusammen, das Gemurre wurde lauter hinter ihm. House drehte sich der Schlange entgegen. "Wer mich hier wegzerren will kann es ruhig versuchen!", er hob den Stock. "Wer mich zu Boden reisst darf meine Krankenhausbehandlung bezahlen."

Der Protest wurde leiser und schrumpfte zusammen zu einem brummelndem Gemurmel den man gut ignorierten konnte. House drehte sich von dem jungen Mann weg, der ihn immer noch anstarrte und wandte sich endlich Wilson zu. "Hey, auch hier in der Schlange?" meinte er im Plaudertonfall während er sich einen Teller nahm und alles darauf schaufelte was er kriegen konnte. "Keine Sorge, heute nehme ich einen eigenen Teller, auf deine Rechnung versteht sich."

[Snugata]

Mit einem kurzen Blick auf House Teller und dann seinem eigenen in der Hand, ging Wilson zur Kasse, fischte einen zwanzig Dollarschein hervor und reichte diesen der Frau, die abkassierte.
Diese sah ihn fragend an und daraufhin nickte er zustimmend. "Ja zusammen", sagte er knapp, nahm das Wechselgeld entgegen und suchte sich dann einen freien Tisch. Er brauchte sich nicht umzudrehen, denn er wusste auch so, dass House ihm folgen würde.
Der ausgewählte Platz war ideal. Nicht im Zentrum des Geschehens. Nein. An der Wand. Ein guter Platz, um alles zu beobachten, aber selbst aus der Schusslinie zu sein. Wilson setzte sich, nahm die Gabel auf und fing an zu essen.

[Reginald Jeeves]

House setzte sich mit seinem Teller Wilson direkt gegenüber, nur war jetzt ein flaues Gefühl in seiner Magengegend. Selbst ein Vollidiot wie Chase würde erkennen, dass dieser Platz wie geschaffen war für Gespräche die nicht jeder mitbekommen sollte. House überlegte ob es immer noch so eine gute Idee war sich das Essen von Wilson spendieren zu lassen und griff nach seiner Gabel. Vielleicht sollte er erstmal einfach so sein wie immer, das hatte er ja vorhin auch schon ziemlich gut hinbekommen. Immerhin hatte er es bis hierher geschafft, trotz der Worte die er aus versehen ausgesprochen hatte.

Gedankenverloren ließ er seine Gabel auf Wilsons Teller wandern und nahm sich etwas von dem Fleisch. "Deines sieht einfach besser aus als meins", gab House eine halbherzige Erklärung zum Besten. Sein eigener Teller war so überladen dass man kaum noch die verschiedenen Gerichte darauf unterscheiden konnte. Er hatte wirklich wahllos zugelangt. Irgend etwas stimmte nicht mit ihm und er wusste, dass er schleunigst gut daran tat herauszufinden was mit ihm los war bevor Wilson unangenehme Fragen stellen konnte. Er hob den Kopf und betrachtete Wilson das erstemal wieder richtig. Er schien etwas besser auszusehen, anscheinend hatte er in seinem Büro geschlafen.

"Heute wohl nicht soviel zu tun gehabt, was?" fragte House.